Kurzbeschreibung
Die Anfänge der Molluskensammlung reichen bis ins 18. Jhdt. zurück. Franz Stephan von Lothringen erwarb für seine umfangreiche Privatsammlung unter anderem die Sammlung des Florentiners Baillou, die auch viele Schnecken- und Muschelschalen beinhaltete. Sie bildete damit den Grundstock für das später gegründete k.k. Naturalienkabinett. Bis heute ist ein Großteil dieser Stücke in der Molluskensammlung vorhanden.
Zahlreiche Kurator*innen und Mitarbeiter*innen trugen durch ihre wissenschaftlichen und kuratorischen Tätigkeiten und durch laufende Erweiterung zu der heute existierenden, umfangreichen und international bedeutenden Sammlung bei, unter ihnen Ignaz von Born, Georg Ritter von Frauenfeld und Rudolf Sturany.
Bedeutende Sammelreisen, etwa die Weltumsegelung der Novara (1857-1859) oder die Tiefsee- Expeditionen der Pola ins östliche Mittelmeer (1890-1893) und ins Rote Meer (1895-1898), vergrößerten die Molluskensammlung beträchtlich, ebenso Ankäufe oder Schenkungen von umfangreichen Privatsammlungen wie jene von J.P.R. Draparnaud (1820), T.M.A. Monterosato (1889), H. Tschapek (1898), C. Gerstenbrandt (1915), A. Oberwimmer (1952/53), L. Rusnov (1953), A. Edlauer (1960), W. Klemm (1969), K. Uetz (1975) und F. Starmühlner (div. Sammelreisen 1971-1991).
Zurzeit umfasst die Molluskensammlung ca. eine Million Serien (geschätzte 7 Mio. Stück), - davon ca. 5000 Typusexemplare. Der Großteil sind (trockene) Schalen (97%), ca. 2% der Sammlungsstücke sind in Ethanol konserviert, die restlichen 1% sind mikroskopische bzw. REM-Präparate.
Aus historischen Gründen werden zusätzlich auch die Gruppen der Brachiopoda, Bryozoa und Tunicata in der Molluskensammlung mitverwaltet, teilweise als Trockenmaterial und teilweise in Ethanol konserviert.
Ansprechperson
Mag. Anita Eschner
Research Services
Hilfe bei Bestimmung von Mollusken auf Anfrage möglich.
Erstellung von Digitalisaten (Fotos oder Literaturscans) für Kooperationspartner möglich.
Erstellung von Gutachten.
Gewebeproben für DNA Analysen in Projekten mit Kooperationspartnern teilweise verfügbar.
Hilfestellung bei Anfragen zu historischem Material oder Fachliteratur.
Umfangreiche Fachbibliothek nach Anmeldung vor Ort nutzbar.
Methoden & Expertise zur Forschungsinfrastruktur
Die Sammlung Mollusca kann für vielfältige Fragestellungen und Untersuchungsansätze genutzt werden. Neben klassischen morphologisch- taxonomischen Studien unterstützen wir, in Kooperation mit den Zentralen Forschungslaboratorien im NHM, auch molekulare Analysen. Durch gemeinsam durchgeführte Projekte zu Alpinen Landschnecken in Österreich und dem Austrian Barcode of Life Projekt (Teilbereich Mollusken) gibt es bereits umfangreiches Belegmaterial und eine gute Zusammenarbeit mit Taxonomen und Spezialist*innen. Durch unsere globale Abdeckung können wir für viele Projekte, die in Zusammenarbeit mit unserer Sammlung durchgeführt werden, eine umfassende geografische Probenabdeckung anbieten. Schwerpunkte sind Landgastropoden Mittel- & Osteuropas sowie der Balkanländer, marine Mollusken aus dem Mittelmeer und dem Roten Meer sowie historisch bedeutende Sammlungen mit umfangreichem Typusmaterial wie die Sammlung Ignaz von Born, Jacques P.R. Draparnaud, Georg Ritter von Frauenfeld oder Rudolf Sturany. Durch die lange, gut dokumentierte Geschichte der Sammlung Mollusca lassen sich auch Studien zu taxonomischen oder faunengeografischen Langzeitveränderungen erfolgreich durchführen.
Zuordnung zur Forschungsinfrastruktur
ALBANO, P.G., SCHNEDL, S.M. & ESCHNER, A. (2018): An illustrated catalogue of Rudolf Sturany’s type specimens in the Naturhistorisches Museum Wien, Austria (NHMW): deep-sea Eastern Mediterranean molluscs – Zoosystematics and Evolution 94 (1): 29-56. DOI 10.3897/zse.94.20116
ALBANO, P.G., SCHNEDL, S.M., JANSSEN, R. & ESCHNER, A. (2019): An illustrated catalogue of Rudolf Sturany’s type specimens in the Naturhistorisches Museum Wien, Austria (NHMW): Red Sea bivalves. – Zoosystematics and Evolution 95 (2): 557-598.
ALBANO, P.G., SCHNEDL, S.M. & ESCHNER, A. (2020): An illustrated catalogue of Rudolf Sturany’s type specimens in the Naturhistorisches Museum Wien, Austria (NHMW): more Red Sea species. – Zoosystematics and Evolution 96 (2): 571-576. DOI 10.3897/zse.96.54707
ESCHNER, A., (2005): Vom Sammeln zur wissenschaftlichen Sammlung. - In: Das Meer im Zimmer. Von Tintenschnecken und Muscheltieren. Herausgeber: Landesmuseum Joanneum und Elisabeth Schlebrügge, Graz, p.39-43.
ESCHNER, A. (2008): Georg von Frauenfeld: Die Bedeutung seiner Arbeiten für die Malakologie. - Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 109B: 15-31.
ESCHNER, A. (2019): Zur Geschichte der Molluskensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien, Denisia 42: 567-577.
ESCHNER, A., VINARSKI, M.V. & SCHNEDL, S.M. (2020): Addendum to the examination of the type material of freshwater mollusk species described by J.P.R. Draparnaud. - Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 122B: 183-191.
JAKSCH, K., ESCHNER, A., VON RINTELEN, T., & HARING, E. (2016): DNA analysis of molluscs from a museum wet collection: a comparison of different extraction methods. BMC Research Notes, 9, 348. https://doi.org/10.1186/s13104-016-2147-7
KRUCKENHAUSER, L., DUDA, M., SCHINDELAR, J., MACEK, O., REIER, S. & ESCHNER, A., (2019): DNA-Barcoding österreichischer Mollusken – Ein Projekt der Initiative „Austrian Barcode of Life“, Denisia 42: 511-515.
VINARSKI, M.V. & ESCHNER, A. (2016): Examination of the type material of freshwater mollusk species described by J.P.R. Draparnaud. - Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien 118B: 29-53.