Kurzbeschreibung
Ca. 100.000 Einzelobjekte aus allen hallstattzeitlichen Kulturgruppen Zentraleuropas zwischen grob 800 und 400 v. Chr. werden in der Sammlung Ältere Eisenzeit des Naturhistorischen Museums verwahrt.
Ab ca. 800 v. Chr. beginnt eine neue große Kulturepoche in Mitteleuropa: die Eisenzeit. Eisen wird nun zum wichtigsten Metall für die Herstellung von Werkzeugen, Geräten und Waffen. Der Ackerbau wird intensiviert und der Handel wird über den ganzen Kontinent, sogar bis nach Afrika und Asien erweitert. Es entstehen Orte, die zu gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Zentren in ihren Regionen aufsteigen. Benannt nach dem oberösterreichischen Fundort Hallstatt, den die Prähistorische Abteilung in über hundertjähriger Tradition noch heute wissenschaftlich erforscht, ist dieser Abschnitt der Geschichte Mitteleuropas auch als Hallstattkultur bekannt.
Bedeutende Komplexe innerhalb der Sammlung ältere Eisenzeit sind etwa die Gräberfelder der Osthallstattkultur wie Magdalenska Gora oder Vace in Slowenien, Sopron in Ungarn oder Gemeinlebarn und Statzendorf in Österreich. Der größte Teil der Funde aus dem berühmten Gräberfeld von Hallstatt befindet sich in dieser Sammlung.
Eines der bekanntesten Objekte der Sammlung ist der Stier von Býčí skála, einer Höhle im Mährischen Karst in Tschechien nahe Brno. Wichtige Objekte dieser Sammlung sind auch die Werke der Situlenkunst, bei der bildliche Darstellungen auf Bronzegefäßen Gürtelplatten und Schwertscheiden Einblick in die soziale Hierarchie, die Rituale und Aktivitäten der Eliten geben.
Ansprechperson
Dr. Georg Tiefengraber
Research Services
Bestimmung von Artefakten in Hinblick auf Zeitstellung und regionaler Zugehörigkeit auf Anfrage möglich, Informationen über das Sammlungsmaterial und Kontextinformationen zu den Ausgrabungen.
Methoden & Expertise zur Forschungsinfrastruktur
Sammlung, Konservierung und Erforschung materieller Hinterlassenschaften der Eisenzeit.
Makroskopische und mikroskopische Analyse der Artefakte, auch in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, besonders den Großgeräten der Zentralen Forschungslaboratorien des NHM Wien.
Kontextualisierung der Artefakte mit dem Fundzusammenhang, Arbeit mit den Dokumentationen der Grabungen (Bildmaterial, Grafiken, Grabungsdokumentation etc.). Dies geschieht bei den Altbeständen von Artefakten, die bereits im 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts geborgen wurden durch historische Dokumente und Bildmaterial zu den Ausgrabungen bzw. Sammlungen/Ankäufen (Fundaktenarchiv der Prähistorischen Abteilung).
Zuordnung zur Forschungsinfrastruktur
Arbeit mit den Originalartefakten unterliegt dem österreichischen Denkmalschutzgesetz.
Beprobung von Objekten ist nur in wissenschaftlichen Kooperationen möglich.
Bundesdenkmalamt
Universität Wien
Österreichische Akademie der Wissenschaften
KERN, A. et al. (2009): Situlen - Bilderwelten zwischen Etruskern und Kelten auf antikem Weingeschirr. Schriften des Archäologieparks Belginum 8, 2009.