Kurzbeschreibung
Das Herbarium der Universität ist im weltweiten Vergleich mit ca. 1,5 Millionen Objekten eine der größten rein universitären Sammlungen seiner Art. Es beherbergt Sammlungen aller biologischen Organismengruppen, außer zoologischen, weltweit: Gefäßpflanzen (ca. 930.000 Bögen), alle Gruppen von Algen (ca. 20.000 Objekte), Moosen (ca. 400.000 Obj.), Pilzen & Flechten (ca. 150.000 Obj.). Die Präparate werden getrocknet, in Flüssigkeiten (Alkohol oder Formalin) oder als mikroskopische Dauerpräparate aufbewahrt.
Den Hauptbestand bildet das Herbarium Generale. Nennenswerte Teile sind die Herbarien von Anton Kerner von Marilaun (dem Gründer des Herbariums; *1831-†1898; ca. 40.000 Bögen) und Heinrich von Handel-Mazzetti (*1882-†1940; ca. 30.000 Bögen). Gesondert aufgestellt sind die Herbarien von Eugen von Halácsy (*1842-†1913) mit europäischen und griechischen Pflanzen (70.000 & 30.000 Bögen), von Karl Keck (*1825-†1894, 53.000 Bögen), von Prof. Friedrich Ehrendorfer (*1927-†2023; ca. 30.000 Bögen) und Walter Gutermann (*1935-†2023; ca. 42.000 Bögen im Kleinformat). Rezente Zugänge sind das Herbarium des ehemaligen Departments für Naturschutzbiologie, Vegetations- und Landschaftsökologie, das die Herbarien von Prof. Gustav Wendelberger und Ignaz Dörfler enthält (insgesamt 70.000 Bögen; teilweise inseriert), das Herbarium des Benediktiner Stiftes Melk (ca. 50.000 Bögen; teilweise inseriert) und das Herbarium Walter Gutermann (ca. 42.000 Bögen). Das Fungarium der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft (55.000 Objekte) ist ebenfalls Bestandteil des Herbars, wird aber ehrenamtlich von ihr betreut. Gesonderte Sammlungen sind noch die Frucht- und Holzsammlung, eine eigene Warenkundesammlung, die Feucht- und Trockenpräparatesammlung (ca. 5000 Objekte) und die Sammlung Pinus des Paläobotanikers Wilhelm Klaus (*1921-†1987; 500 Objekte).
Seit Beginn wurden Neueingänge als Blockacquisitionen verzeichnet. Im Zugangsbuch werden diese fortlaufend nummeriert, Datum, Art des Erwerbs, Herkunft, Anzahl der Objekte und Wert werden festgehalten. Bis heute sind mehr als 5.900 einzelne Eingänge verzeichnet, die von Einzelstücken bis gesamten Herbarien mit 70.000 (Eintrag im Acq.Journal # 2782 aus 1923) Stück reichen. Im Jahr 2000 wurde dann begonnen die Sammlung auf Objektbasis in der Herbardatenbank zu erfassen und zu digitalisieren, bis heute sind etwa 10% katalogisiert, mehr als 6% wurden photographiert.
Das Herbarium der Universität Wien wurde im Jahre 1879 begründet, als der damalige Direktor des Botanischen Museums und des Botanischen Gartens der Universität Wien, Anton Kerner von Marilaun (1831–1898), begann ein neues Herbarium anzulegen, nachdem das bis dahin im Botanischen Museum aufbewahrte Herbarium (mit Ausnahme der karpologischen Sammlung und der Xylothek) an das Hofkabinett (heute Naturhistorisches Museum) gefallen war. Tausch, Schenkungen und Sammlungen im Rahmen von Exkursionen nach Südamerika, China und in die ehemaligen Kronländer ließen das Herbarium rasch anwachsen, sodass es 1889 bereits 80.000 Belege zählte. Insgesamt 17 Einzelsammlungen fanden im Laufe der Zeit ihren Weg ins Herbarium, darunter die Privatsammlungen von Eugen von Halácsy (1842–1913), Heinrich Handel-Mazzetti (1882–1940), Karl Keck (1825–1894) und Anton Kerner von Marilaun (1831–1898) sowie das Herbar des Stiftes Melk.
Die Sammlung beherbergt botanische Objekte aus nahezu allen Teilen der Welt, wobei der geografische Schwerpunkt neben Mitteleuropa auf der Flora der Balkanländer, Griechenlands und Chinas liegt. Systematische Schwerpunkte bilden die Kaffee-, Ananas- und Sauersackgewächse, sowie die nach Konrad von Gesner (1516–1565) benannte Familie der Gesneriengewächse.
Das Herbarium dient in erster Linie der universitären Forschung und Lehre, wird im Rahmen von Lehrveranstaltungen genutzt und liefert Material für Diplomandinnen und Diplomanden sowie für Dissertantinnen und Dissertanten. Außerdem herrscht ein reger Entlehnvergkehr an nationale und internationale Forschungsinstitutionen. Der Bestand wird laufend digitalisiert und ist in einer eignen Datenbank abrufbar (https://www.jacq.org/).
Für wissenschaftliche Zwecke ist das Herbarium nach vorheriger Terminvereinbarung kostenfrei zugänglich.
Ansprechperson
Mag. Dr. Hermann Voglmayr, Privatdoz.
Research Services
Das Datenbanksystem JACQ wird als Service für die wissenschaftliche Aufnahme der Metadaten zu den Beständen für die unter den Kooperationspartnern gelisteten Institutionen zur Verfügung gestellt.
Auf der Webseite Virtual Herbaria werden die freigegebenen Daten der Öffentlichkeit präsentiert.
https://herbarium.univie.ac.at/database/search.php
Methoden & Expertise zur Forschungsinfrastruktur
Die angewendeten wissenschaftlichen Methoden reichen von klassischen morphologischen (Binokulare) und anatomischen Studien (Mikroskope), bis zur Ultrastruktur-(Raster und Transmissionselektronenmikroskope) und DNA-Analyse.
Die Daten aus dem Virtual Herbaria sind unter der CC-BY-SA 4.0 international Lizenz verwendbar - https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
Im Rahmen der allgemein üblichen Zusammenarbeit botanischer Sammlungen hat sich ein Konsortium von mehr als 40 Institutionen gebildet, die das Informationssystem JACQ (https://www.jacq.org/) gemeinsam benützt. Begonnen wurde damit im Jahr 2000 an der Universität Wien, die Weiterentwicklung erfolgt zur Zeit in Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum in Wien, dem botanischen Garten und Botanischen Museum Berlin Dahlem, der Technischen Universität Dresden und der Karls-Universität Prag.
Kooperations-Partner sind in
• Österreich: das Naturhistorische Museum und das Umweltbundesamt in Wien, das Joanneum und die Universität in Graz, das Landesmuseum für Kärnten in Klagenfurt, das Benediktiner Stift Admont und die Biologische Station in Illmitz sowie die Bundesgärten und der botanische Garten in Salzburg;
• Afghanistan: Universität Kabul
• Armenien: Akademie der Wissenschaften ERE
• Aserbaidschan: Akademie der Wissenschaften in Baku
• Deutschland: die Universitäten Bayreuth , Halle / Saale, Jena, Leipzig, Mainz und das IPK Gatersleben
• El Salvador: der Botanische Garten in El Salvador und das Naturhistorische Museum
• Georgien: die Akademie der Wissenschaften in Tiflis
• Italien: die Universität Florenz und der Botanische Garten Pisa
• Montenegro: Universität Podgorica
• Tschechien: die Karls-Universität Prag und die Universität Brünn
• Ukraine: Universität und Naturhistorisches Museum, Institut für Ökologie der Karpaten in Lemberg und die Universität Czernowitz
OpenUp! - http://open-up.eu/
GBIF & GBIF Österreich - https://www.gbif.org/dataset/0afba960-be3b-4202-a7de-736ae05aec9e & https://www.gbif.at/
Petz-Grabenbauer M & Kiehn M (2004) Anton Kerner von Marilaun 95 pp ISBN 978-3-7001-3302-5
Güntsch A, Groom Q, Hyam R, Chagnoux S, Röpert D, Berendsohn W, Casino A, Droege G, Gerritsen W, Holetschek J, Marhold K, Mergen P, Rainer H, Smith V, Triebel D (2018) Standardised Globally Unique Specimen Identifiers. Biodiversity Information Science and Standards 2: e26658. https://doi.org/10.3897/biss.2.26658