Kurzbeschreibung
Die Säugetiersammlung umfasst zur Zeit mehr als 100.000 Objekte. Der jährliche Zuwachs durch eigene Sammeltätigkeit, Kauf oder Tausch beträgt ungefähr 500 Objekte. Um als Studienobjekte brauchbar zu sein, müssen neu eingelangte Säugetiere konserviert und sorgfältig dokumentiert werden. Jedes Individuum, das der Sammlung einverleibt wird, enthält eine Inventarnummer. Das erste Acquisitionsverzeichnis der Sammlung stammt aus dem Jahre 1806, viele Belege datieren jedoch noch aus früherer Zeit. In der wissenschaftlichen Literatur werden Sammlungsbestände mit dem Akronym NMW (für Naturhistorisches Museum Wien) gekennzeichnet. Die Sammlung enthält Säugetiere aus der ganzen Welt, wobei paläarktische Arten am besten vertreten sind.
Die Sammlung besteht aus Skeletten, Fellen, Bälgen und Dermoplastiken sowie Alkoholpräparaten. Von den Skeletten wurden häufig nur Schädel aufbewahrt, weil diese bei Säugetieren die wichtigsten Bestimmungsmerkmale tragen. Bei Bälgen handelt es sich um Fellpräparate für den wissenschaftlichen Gebrauch. Dermoplastiken (früher "Stopfpräparate") sind hingegen künstlerische Präparate für Schauzwecke. Sie zeigen das Tier in einer möglichst natürlichen Haltung und Bewegungsweise.
Die Sammlung von in Alkohol konservierten Säugetieren ist mit ca. 9000 Belegen zwar relativ klein, wird jedoch im Hinblick darauf, dass aus alkoholkonservierten Exemplaren viel leichter DNA für genetische Studien zu gewinnen ist als aus Trockenpräparaten, sowie für die Analyse von Weichteilanatomie mittles moderner Bildgebung (z. B. µ-CT-Scans) in neuerer Zeit zügig ausgebaut.
Studienbälge, Schädel und der Großteil der Skelette sind in den Arbeitsräumen in metallenen Schrankanlagen in systematischer Ordnung untergebracht. Dermoplastiken, sofern sie nicht in der öffentlich zugänglichen Schausammlung sind, und Felle befinden sich im klimatisierten Tiefspeicher. Hier werden aus konservatorischen Gründen die besonders wertvollen Präparate ausgestorbener Säugetierarten (Blaubock, Quagga, Beutelwolf, Syrischer Onager, Somali-Wildesel) aufbewahrt. Montierte Skelette, Geweihe und Walschädel und -skelette befinden sich aus Platzgründen in adaptierten Kellerräumen.
Einen umfangreichen Sammlungsschwerpunkt bildet holozänes Säugetiermaterial, das in Höhlen vom Boden aufgesammelt wurde. Es stellt die wichtigste in Österreich existierende Quelle für das Studium der faunengeschichtlichen Entwicklung der Säugetierfauna der Ostalpen nach der Eiszeit bis zur Gegenwart dar. Das Material wurde hauptsächlich von österreichischen Höhlenforschern gesammelt.
Ansprechperson
Prof. Dr. habil. Frank E. Zachos
Research Services
Es gibt im Moment keine sammlungsspezifischen Forschungsdienstleistungen, jedoch kann Sammlungsmaterial mit der Infrastruktur der Zentralen Forschungslaboratorien untersucht werden (Genetik, µCT-Scanner etc.). Wir helfen auch gerne bei der Bestimmung von Material.
Methoden & Expertise zur Forschungsinfrastruktur
Expertise und Forschung betreffen die Taxonomie, Systematik, Biogeographie und Faunistik von Säugetieren, wobei die Schwerpunkte auf mitteleuropäischen und afrikanischen Arten sowie insbesondere auf Huftieren und Kleinsäugern liegen. Analysemethoden umfassen genetische und populationsgenetische sowie morphologische Ansätze incl. geometrischer Morphometrie und moderner bildgebender Verfahren. Ein theoretischer Forschungsschwerpunkt liegt außerdem auf den Grundlagen von Taxonomie und Klassifikation sowie dem Artproblem in der Biologie.