Kurzbeschreibung
Die Sammlungen der Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien zählen zu den bedeutendsten weltweit. Dies ist Resultat einer langen Tradition der Botanik in Wien, die vor allem von Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin (1727-1817) und sein Sohn Joseph Franz (1766-1839) begründet wurde, in deren Familiensitz auch Prominenz wie Wolfgang Amadeus Mozart regelmäßig zu Gast waren. Die heutige Größe und Vielfalt der Sammlungen beruht auf ungezählten, fortlaufend durchgeführte Expeditionen und regem Tauschverkehr mit anderen botanischen Institutionen. Da die Sammlungen sich mittlerweile über mehrere Jahrhunderte erstrecken, stellen Sie unersetzliche Zeitarchive dar, die dauerhaft einen Blick auf rezente und vergangene Vegetationverhältnisse erlauben.
Insgesamt werden ca. 5,5 Millionen Objekte aus den traditionellen Bereichen der Botanik (also inklusive Algen, Flechten und Pilze) aufbewahrt. Besonders wertvoll sind darunter die sogenannten Typus-Belege. Diese „Originale“ dienen als Referenz für Pflanzennamen die durch sie dauerhaft definiert sind. Typus-Belege sind also das Eichmaß für Artnamen.
Durch die lange botanische Tradition und die stets aktive Forschung werden am NHM Wien etwa 200.000 Typus-Belege aus allen Regionen der Erde aufbewahrt. Nicht zuletzt aus diesem Grund besuchen jährlich zahlreiche Botaniker aus aller Welt die botanische Abteilung, um mit dem wertvollen Material zu arbeiten. Andere entlehnen jene Belege, die sie für ihre Forschung benötigen.
Seit 2005 steht Digitalisierung zunehmend im Vordergrund. Erst die digitale Repräsentation unserer Objekte im Internet erlaubt einen offenen Zugang für Wissenschaftler und Interessierte aus aller Welt. Die Bilder und zugehörige Daten werden in der JACQ-Platform (jacq.org) veröffentlicht und kostenlos zur Verfügung gestellt. In vielen Fällen ist ein digitales Bild völlig ausreichend. So wird das wertvolle Material geschont und Kosten für Versand und physische Besuche werden reduziert.
Die Sammlungen gliedern sich in fünf Bereiche: Phanerogamen, Kryptogamen, Holzsammlung, Frucht- und Samensammlung sowie Alkoholpräparate. Ergänzt werden diese durch eine umfassende Fachbibliothek, sowie ein Labor mit mehreren Mikroskopen, Bilderfassungseinrichtungen sowie allen gängigen Präparationsapparaturen.
Im Detail sind folgende Geräte besonders hervorzuheben:
- Stereomikroskop Nikon SMZ-1270i
- Forschungslichtmikroskop Nikon 80i
- Präparationsmikroskop Olympus SZ40 + Tubus (LMscope TUST 42C) + Kamera (Olympus E-PL9)
- iXR Reproduktionskamera mit Leaf Mamiya Credo Digitalrückteil 80 MP; Objektiv AF Makro 120mm , Software Capture One
- HerbScan + Epson Expression 10000XL Scanner
Ansprechperson
Mag. Heimo Rainer
Research Services
Pflanzenbestimmung auf Anfrage möglich
Gewebeproben für DNA Analysen in Projekten mit Kooperationspartnern verfügbar
Methoden & Expertise zur Forschungsinfrastruktur
Die Mitarbeiter*innen der Botanischen Abteilung verfügen über umfangreiche Expertise zur Beschreibung (Taxonomie), Benennung (Nomenklatur), Verbreitungsanalyse (Biogeographie) und Ökologie (Standortansprüche, Reproduktion etc.) von Pflanzen und Pilzen. Mit molekulargenetischen Methoden werden Fragen zur Abstammung (Phylogenie) und Populationsgenetik (genetische Vielfalt und Zusammensetzung eines Bestandes) beantwortet. Basis hierfür bilden die umfangreichen Sammlungen und eigene Aufsammlungen im Gelände. Methoden zur Gewinnung molekulargenetischer Daten (z.B. DNA-Sequenzen) werden angewandt und weiterentwickelt und die gewonnenen Daten nach dem aktuellsten Stand der Forschung analysiert und interpretiert. Darüber hinaus werden diese Methoden zur Herkunftsüberprüfung und Bestimmung von unbekanntem Probenmaterial verwendet.